Kartographien des Verborgenen
Dieser Artikel stellt eine Praxis kollektiver Kartographie vor, die von den Autor:innen in Zusammenarbeit mit Künstler:innen, Aktivist:innen und Forschenden des Projekts riparian struggles entwickelt wurde. Ihre Arbeit resultierte in sieben georeferenzierten Briefen, adressiert an den im Zentrum São Paulos unter Asphalt und Beton verborgenen Fluss Saracura. Inspiriert von feministischen und afro-diasporischen Praktiken verstehen sie diese Briefe als Werkzeuge, um den Fluss wieder freizulegen. Die spekulative Methode des Briefeschreibens entfaltet dabei ihr emanzipatorisches Potenzial: Den Akteur:innen geht es nicht darum, den Saracura im technischen Sinne wieder an die Oberfläche zu bringen, sondern seine imaginative und politische Präsenz zu kultivieren. Indem sie über die kartographische Praxis Spuren des Flusses sichern und verorten, wird der Saracura im Stadtraum wieder sichtbar und eröffnet neue Allianzen zwischen ökologischen und emanzipatorischen Bewegungen.
Laura Kemmer ist Stadtforscherin und Inhaberin des DAAD-Martius-Lehrstuhls an der Universität São Paulo (USP). Sie arbeitet transdisziplinär zu Flusskämpfen, planetary healing und habitability sowie urbanen Mensch-Umwelt-Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien.
Ana Luiza Nobre ist Architekturhistorikerin und Professorin am Department für Architektur und Urbanismus an der PUC-RIO. Ihre Arbeit verbindet urbane Erinnerungspolitiken, kritische Kartographie und künstlerische Forschung. Ana ist Mitbegründerin des Ground Atlas / Atlas do Chão.
David Sperling ist Architekt und Urbanist und Professor am Institut für Architektur und Urbanistik der USP São Carlos. Er forscht zu kartographischen Praktiken zwischen Technopolitik und Geopoetik. David ist Mitbegründer des Ground Atlas / Atlas do Chão.