Kniestück Säulensturz
Im Paris der Commune wurde am 16. Mai 1871 die zentrale Vendôme-Säule mit Hilfe zahlreicher Taue umgerissen und in ihre Einzelteile rückgebaut. Den performativen Denkmalsturz maßgeblich initiiert hatte der Maler Gustave Courbet. Er kritisierte wie viele andere schon lange politisch wie ästhetisch das Napoleons kolonialen Eroberungsfeldzügen zugedachte Monument, um es mitten im Krieg in ein Denkmal des deutsch-französischen Friedens umzumünzen: »Hört zu: Lasst uns Eure Kanonen von Krupp, und wir werden sie mit den unsrigen einschmelzen; die letzte Kanone, die Mündung in der Luft, die phrygische Mütze obenauf, das Ganze auf ein Postament gesetzt, das seinerseits auf drei Kanonenkugeln aufliegt, und dieses kolossale Monument, das wir gemeinsam auf der Place Vendôme errichten werden, dies sei Eure Säule, Eure und unsere, die Säule der Völker, die Säule Deutschlands und Frankreichs, die dann auf immer vereint sind. Die Göttin unserer Freiheit wird, wie ehemals Venus den Gott Mars bekränzte, die Zapfen, die die Kanone wie Arme an ihren Flanken hat, behängen mit Girlanden von Weintrauben, Ähren und Hopfenblüten.« (Gustave Courbet, zit. nach Stuffmann: S. 380).
Jochen Becker ist Autor, Kurator und Dozent in Berlin. Er ist Mitbegründer von metroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten.