Kolonisten in Berlin
Von der Produktion des Raums und der Produktion der SpracheWer wo, wie und wann in einer Stadt anzutreffen ist, wer wo auf Grund welcher Annahmen, Möglichkeiten und Regeln lebt, wohnt, sich bewegt, lernt, arbeitet oder dem Vergnügen nachgeht, drückt die Verhältnisse von Macht und Handlungsmöglichkeiten in den Verhältnissen des Raums aus. Zentren und Ränder, Ballungen und Peripherien, Erweiterungen und Schrumpfungen, Bewegungsradien und Einschränkungen, Einschlüsse und Ausschlüsse kommunizieren über den Raum das Soziale, das diesen Raum erzeugt und im Hervorbringen immer wieder verändert und aufs Neue in den Zustand der Transformation versetzt. Die Erweiterungen von Städten, das, was in der Sprache des Alltags mit dem, bei näherer Betrachtung, durchaus seltsamen Begriff des städtischen Wachstums (da dieser die Stadt als von selbst wachsende Entität, wie einen eigenständig agierenden und selbsttätigen Organismus begreift) bezeichnet wird, ist folglich der physische Ausdruck des Sozialen, das eine neue Stadt in ihren Beziehungen und Produktionen hervorbringt.
Elke Krasny ist Kuratorin, Stadtforscherin und Professorin für Kunst und Bildung an der Akademie der bildenden Künste Wien.