Nachbarschaften in Wohnbaugenossenschaften
Wohnen zwischen Optionen und VerbindlichkeitenDie Schweiz blickt auf eine über 100-jährige Tradition im gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnungsbau zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts erließ der Stadtrat von Zürich u.a. auf Druck der Arbeiterbewegung Richtlinien für die Förderung von Baugenossenschaften durch Landabgabe, günstige Hypotheken und die Übernahme von Anteilsscheinen. Der sozialen Zielsetzung des genossenschaftlichen Wohnungsbaus entspricht in nahezu idealtypischer Weise die kooperative Rechtsform der Genossenschaft, deren Grundidee sich mit den Schlagworten Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Gleichheit, Demokratie, Solidarität zusammenfassen lässt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Gegenwärtig sehen sich die Wohnbaugenossenschaften jedoch mit einem Wandel konfrontiert: Entsprechend der allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz zu Individualisierung und Pluralisierung ist generell auch auf genossenschaftlicher Ebene eine Ausdifferenzierung der Engagementformen zu beobachten, welche die Genossenschaften in ihrem Grundgedanken herausfordern.
Barbara Emmenegger
Bettina Nägeli ist Kulturanthropologin.
Meike Müller ist Sozialwissenschaftlerin.