Die Geburt der Edge City. Pioniere aus dem Post-Riot-Stress
Geschichte der Urbanität, Teil 36; Postmoderne Stadt und Angst IIWie bereits in der letzten Folge erwähnt, besteht der Unterschied zwischen der antiken oder historischen Stadt und jener in den USA zunächst darin, dass der fiktive Feind nicht von außen kommt, sondern sich im Inneren der Stadt befindet, zumeist in Gestalt bestimmter ethnischer Gruppen, oft auch mit Migrationshintergrund. Marcuses These von der Vierteilung der amerikanischen Stadt soll in diesem Zusammenhang weiterverfolgt werden, dabei insbesondere die Auswirkungen der Angst- und Stressdynamik auf die Gründung der Edge Cities, dieser neuen Form des amerikanischen Urbanismus, die aus dem Zentrum an den Rand der Stadt geht, um dort, unbelastet von den historischen Problemen der Innenstadt einen zweiten Versuch zu starten. Damit versuchen wir unter Anwendung der Thesen Mühlmanns (siehe letzte Folge in dérive 46), dem Zusammenhang von Stress und städtischer Form, eine Erklärung für die modernen urbanen Strukturen zu finden, die durch eben Stress ausgelöst wurden und neue urbane Entwicklungen einleiteten.
Manfred Russo ist Kultursoziologe und Stadtforscher in Wien.