Transformation von unten gestalten
Das Fachgeschäft für Stadtwandel als Ort des sozial-ökologischen Wandels im QuartierMegatrends finden stets ihre Entsprechung im Lokalen. So wird etwa die Energiewende – neben der Rahmensetzung durch den Gesetzgeber – von Menschen vor Ort gestaltet. Ebenso werden soziale und kulturelle Disparitäten zunächst vor Ort sichtbar und vor Ort werden sie zu einer Herausforderung für die Wege des Umgangs, die gefunden werden müssen. Dabei ist die Suche nach Lösungen keineswegs allein hoheitliche Aufgabe von Politik und Verwaltung. Städte verändern sich auf zwei Wegen: ›top-down‹ durch veränderte Politikansätze und entsprechende Planungen und ›bottom-up‹ durch Verhaltensänderungen von Menschen sowie durch zivilgesellschaftliche Initiativen und Projekte. Auf den Wunsch nach direkter Mitbestimmung reagieren Politik und Verwaltung seit einiger Zeit in Form neuer Beteiligungs- und Partizipationsformate (Bürgerworkshops, Onlineforen usw.), in denen Bürger*innen jenseits rechtlich fixierter Verfahren ihre Meinungen, Einschätzungen und Wünsche äußern können. Abseits dieser von oben initiierten Foren ist vielerorts zu beobachten, dass die Zivilgesellschaft spontan neue Initiativen bildet und die Gestaltung ihres Lebensraums zunehmend selbst in die Hand nimmt. Auffällige Beispiele sind die im Jahr 2015 deutschlandweit unzähligen entstandenen Initiativen zur Flüchtlingshilfe (vgl. Gesemann et al. 2019), die Bildung von Ortsgruppen von großen Bewegungen, wie Fridays for Future, oder auch Transition Town sowie Initiativen zur Initiierung von Bürgerbegehren für mehr Radverkehr (»Radentscheid«) oder eine soziale Wohnbaupolitik. Diese Gruppen bilden sich spontan, sind offen für Engagement in unterschiedlicher Intensität und Dauer, setzen auf breite Kollaboration, kooperieren häufig mit alteingesessenen Vereinen und Verbänden und schaffen so Netzwerke. Der vorliegende Bericht stellt das Fachgeschäft für Stadtwandel in Essen-Holsterhausen als einen dieser neuen Orte des Engagements vor. Mit seinem Angebot und seinen Aktivitäten werden drei zentrale Themen miteinander verbunden: Lebendige Nachbarschaft, sozialökologischer Wandel und interkulturelle Gemeinschaft.
Martina Nies
Björn Ahaus