Wo seid Ihr, Kommunard*innen?
Wo seid ihr, Kommunard*innen? Ein Bild ist stets eine Einrichtung des Sichtbaren. Die verhuschten Schatten bilden ab, was auf anderen, scheinbar klar lesbaren Fotografien, unsichtbar bleibt: die lange Belichtungszeit, die für die frühe Fotografie notwendig ist und die den Grund für deren Leere der Stadt ausmacht. Die Schatten werden zu den Geistern all jener, die auf den anderen Bildern der Commune fehlen: hier machen sie jene sichtbar, die ansonsten unsichtbar geblieben wären, die doch in Betrieben und Werkstätten zu stehen hätten; hier befestigen sie am helllichten Tag die neue Stadt und stürzen so die gewohnte Aufteilung von Raum. Sie lassen die Kommune als Projekt einer umfassenden städtischen Neuaufteilung erscheinen – und verweisen zugleich auf jenes Gespenst, das in ganz Europa umgeht, wie Marx und Engels ein Vierteljahrhundert davor festgehalten hatten. Unter den Vielen hält einer still und wendet der Kamera den Rücken zu; ein Stillstand, der zum Barthe’schen Punctum wird, zu jenem fotografischen Detail, das uns mitnimmt. Bist Du ein Unbeteiligter, ein distanzierter Zuschauer? Oder erkennbar, um die anderen als Geister zu zeigen?
Michael Klein lebt und arbeitet in Wien. Er hat in Wien und Paris Architektur studiert und arbeitet als Lehr- und Forschungsbeauftragter an der TU Wien.
Sabine Bitter
Helmut Weber