Die eindeutige Stadt
Der Ideenhaushalt Halle-Neustadts 1964–1989Mit dem Beschluss des Wohnungsbauprogramms 1973 war der industriell vorgefertigte Plattenbau in der DDR zum wichtigsten Wohnungstyp geworden. 1989 lebte fast ein Drittel ihrer EinwohnerInnen – 4,9 Millionen Menschen – in Plattenbau-Großsiedlungen mit mindestens 500 Wohnungen. Die Planstädte stellten in der DDR eine spezifische Ausprägung sozialen Lebens unter realsozialistischen Steuerungsansprüchen dar. Der Zusammenhang von Herrschafts- und Alltagsgeschichte wird dort besonders greifbar und begreifbar: Nirgends sonst suchte der planerische und steuernde Zugriff so intensiv, öffentliches und privates Leben auf dem Wege der Synchronisation zu integrieren. Diejenige DDR-Planstadt, welche dies prototypisch repräsentierte, war Halle-Neustadt.
Peer Pasternack ist Direktor des Instituts für Hochschulforschung (HoF) an der Universität Halle-Wittenberg und wissenschaftlicher Geschäftsführer des WZW Wissenschaftszentrum Sachsen-Anhalt Wittenberg.