Die Theorie der Produktion des Raumes und ihre Anwendung
Henri Lefebvres Theorie der Produktion des Raumes, die er in der kurzen Periode zwischen der Mitte der 1960er und den 1970er Jahren entwickelt hat, ist heute Gegenstand intensiver Debatten und Auseinandersetzungen. Noch vor zwei Jahrzehnten arbeiteten nur wenige mit dieser Theorie, die als wenig zugänglich und schwierig umzusetzen erschien. Mittlerweile erfährt sie eine breit gefächerte Rezeption und Anwendung, sowohl im Feld der Stadtforschung als auch in Architektur und Städtebau. Dieser Prozess der Aneignung und Umsetzung von Lefebvres Theorie verlief indes nicht ohne Schwierigkeiten. Immer wieder sind Verwirrungen entstanden und neue Probleme aufgetaucht. Waren es anfänglich vor allem Fragen der theoretischen Konstruktion und ihrer Interpretation, so geht es in jüngerer Zeit vor allem darum, wie diese Theorie fruchtbar in die empirische Analyse eingeführt werden kann. Sich mit Lefebvres Theorie auseinanderzusetzen hinterlässt in der Tat eine eigenartige Erfahrung, verursacht sie doch immer wieder unvorhergesehene Schwierigkeiten: Sobald ein Problem gelöst scheint, taucht ein neues auf. Der folgende Text versucht, einige dieser Probleme zu erhellen und Wege zu einem kreativen Umgang mit der Theorie der Produktion des Raumes aufzuzeigen. Er geht von der aktuellen Rezeptionsgeschichte aus, erläutert die Grundstruktur dieser Theorie, erklärt die erkenntnistheoretische Strategie Lefebvres und zeigt sein Verständnis von Theorie und Empirie auf.
Christian Schmid ist Geograph, Soziologe und Stadtforscher an der ETH Zürich.