
Henri Lefebvres Rhythmusanalyse als Form einer urbanen Poetik
Es ist gar nicht einfach, die Grenzen der Rhythmusanalyse Henri Lefebvres abzustecken und aufzuzeigen, wie sie mit seiner kritischen Theorie zusammenhängt – vor allem nicht im Hinblick auf den konzeptionellen Rahmen, den er für die Planung des Urbanen und die Produktion von Raum im Allgemeinen entwickelt hat. Weder ging Lefebvre näher auf die vollständigen Implikationen dessen ein, was ein Projekt blieb, noch hat er die »Elemente« seines »geheimen Gartens« enthüllt, wie sein Freund und Kollege René Lourau, der Lefebvres unvollendete Schriften posthum unter dem Titel Éléments de rythmanalyse (Lefebvre 1992, 2004) veröffentlichte, sie später bezeichnete. Die Texte, die das rhythmusanalytische Projekt erwähnen, wurden alle über einen langen Zeitraum verfasst und entsprechend der Entwicklung von Lefebvres Denken jeweils neu konzipiert. Zum ersten Mal erwähnt Lefebvre die Rhythmusanalyse als einen Ansatz zur Untersuchung der sozialen Zeit im zweiten Band von Critique of everyday life (Lefebvre 1961/2008). Er spielt in The production of space (1974/1991), in Towards an architecture of enjoyment (2014) und in seinen Schriften über Musik auf sie an, bevor er sie schließlich als konsequentes Projekt im dritten Band von Critique of everyday life (1981/2005) sowie in den Artikeln The rhythmanalytical project von 1985 (2004) und Attempt at the Rhythmanalysis of Mediterranean Cities von 1986 (2004) ausformuliert.
Claire Revol ist Dozentin und Forscherin an der Universität Grenoble-Alpes und Mitglied von Pacte – Laboratoire de sciences sociales.