Lebendig, laut, lukrativ?
Zur Produktion von Widersprüchen in 24/7-Quartieren»Das Schanzenviertel (kurz: Schanze) ist das beliebteste Quartier für Nacht-schwärmer, bevor diese nach St. Pauli und zur Reeperbahn weiterziehen. Die Dichte an Kneipen und Bars ist hoch – hier ist für jeden etwas dabei.«[1] So wird auf den Internetseiten der Stadt Hamburg sowohl unter den Rubriken Bars und Kneipen als auch Shopping das Schanzenviertel für TouristInnen vorgestellt. Solche und ähnliche Verknüpfungen eines pulsierenden Nachtlebens mit Konsummöglichkeiten und Tourismus verfolgen verschiedene Ziele gleichzeitig: sie zielen auf eine Art Wirtschaftsstimulation, die Gastronomie und Einzelhandel fördert; sie versprechen aufregende Erlebnisse in einer unüberblickbaren Vielfalt von Angeboten; sie entwerfen das Bild einer lebendigen Stadt, die für BewohnerInnen und potenzielle Zuziehende attraktiv erscheint. Dass diese Stoßrichtungen miteinander in Widerspruch geraten können, darauf weisen schon die so implizit angesprochenen Zielgruppen hin. Statt diesen Gedanken jedoch aufkommen zu lassen, wird eine harmonische Koexistenz suggeriert, in der »für jeden etwas dabei« ist.
Anne Vogelpohl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geographie der Universität Hamburg.