Privatisierte Landschaft
Westdeutsche Architektenbungalows 1952-1959 zwischen kalifornischem Traum und (nicht-)städtischer RealitätBungalows sind als Stadtrand-Bautyp der 1960er und 1970er Jahre im Gebiet der damaligen Bundesrepublik Deutschland allgegenwärtig. Ab den frühen 1950er Jahren trugen viele ArchitektInnenprojekte dazu bei, dass der eingeschoßige Bungalow mit flachem, meist weit überstehendem Dach zu der ebenerdigen Wohnhausarchitektur der westdeutschen Nachkriegsmoderne wurde. Unzählige Bungalowbauten in kommerziellen Bauträgerprojekten und größeren Siedlungen machten den schlichten und unkomplizierten Bautyp in den 1960er und 1970er Jahren zu einem Artikel des Massenkonsums, bis Anfang der 1980er Jahre bildhaftere und farbigere Architekturströmungen seine reduzierte Formensprache ablösten – und steigende Grundstückspreise eingeschoßiges Bauen weitgehend unerschwinglich machten.
Ex-zentrisch gelegen (auf dem Land oder in Vor- und Kleinstädten im Dunstkreis größerer Agglomerationen), von weniger bekannten ArchitektInnen errichtet oder als kleine Frühwerke renommierter ArchitektInnen leicht übersehen, ist der westdeutsche Bungalow bisher weitgehend unerforscht. Dabei steht er beispielhaft als suburbanes Symbol für die westdeutschen Ideale von einer freiheitlichen Mittelschichtsgesellschaft und bescheidenem Wohlstand für Alle[1] in den ersten Jahrzehnten nach der deutschen Teilung. Darüber hinaus ist er als deutsch-amerikanische Begriffsschöpfung eine etymologische Kuriosität, deren Analyse ein mehrdeutiges Spannungsfeld zwischen ideeller Bildwelt und konkreter baulich-räumlicher Situation offenbart.
Titel eines 1957 erschienenen Buchs des damaligen Wirtschaftsministers Ludwig Erhard, der als Bundeskanzler den errichten ließ. ↩︎
Carola Ebert war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel und zuvor acht Jahre selbstständige Architektin für (nicht-) städtische Wohnhäuser. Sie lehrt an der BTU Cottbus sowie der TU Berlin und ist im Vorstand des Netzwerks Architekturwissenschaft.