Schwellenräume der Imagination und des Gespenstischen
Ein Versuch über die mediale Darstellung des Luna ParksEine der wesentlichsten, wenn nicht sogar die wichtigste Aufgabe des ortsfesten Unterhaltungsparks ist die Anregung der Imagination, also eine karnevaleske Auszeit für die Sinne als leistbarer Kurztrip ins Reich der Fantasie zu bieten. Ebenso offensichtlich wie die Erbringung dieses gesellschaftlichen Entlastungsangebots ist die sich ergebende, medial vielgestaltige und facettenreiche Reflexion dieser nicht minder vielgestaltigen Attraktionsbündelung. Ob Storyville, Rixdorf oder St. Pauli, ob Coney Island, Venice Beach oder – um in der Nachbarschaft zu bleiben – der Wiener Prater, so unscharf wie die Trennlinie zwischen Unterhaltungsviertel und Luna Park oft anmutet, so verwaschen erscheint mitunter auch die Differenz zwischen Bericht und literarischer Reflexion, wenn besagte Ausnahmeorte zu medialisierten Räumen werden. Auf die Vielfalt journalistischer und literarischer Verarbeitung und Transformation der bestehenden Luna Parks, der Orte als Manifestationen städtischer Unterhaltungskultur in Abgrenzung von vergleichbaren ambulanten Formen, ist schon mehrfach und wortreich hingewiesen worden. Nicht selten standen lesens- und empfehlenswerte Werke wie Joseph Hellers Einst und jetzt, Karl Mays In fernen Zonen, Isaac B. Singers Ein Tag in Coney Island, Kevin Bakers Dreamland oder Ray Bradburys Der Tod ist ein einsames Geschäft im Zentrum entsprechender Überlegungen und Untersuchungen.
Thomas Ballhausen, Autor, Film- und Literaturwissenschaftler, ist Mitarbeiter der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus Wien / Leitung der Pressedokumentation.