Wissens-Räume
Architektur und Hochschulpolitik in FrankfurtIm Laufe des letzten Jahrzehnts hat die Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität ihren Standort gewechselt. Schrittweise wurden die verschiedenen Institute und Fachbereiche vom Stadtteil Bockenheim in das Westend verlagert. Dieser Ortswechsel steht zugleich für eine gesellschafts- und wissenschaftspolitische Transformation: Während der alte Campus mit seinen funktionalen Zweckbauten die fordistische Massenuniversität verkörpert, vermittelt die neue Universität mit ihrer repräsentativen Architektur den Eindruck eines neoliberalen Exzellenzclusters. Doch Bauformen sind nicht unmittelbar bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen zuzuordnen. Sie haben keinen Sinn an sich, er wird ihnen vielmehr durch bestimmte Diskurse zugeschrieben. Entsprechend muss eine Analyse der Universitätsarchitektur den jeweiligen historischen Kontext und die spezifischen Auftragsbedingungen berücksichtigen.
Klaus Ronneberger, Stadtsoziologe, Schwerpunkt Stadt- und Raumplanung, Frankfurt