Wohnraum als Investment
Eine Kritik der VorsorgewohnungDie Parole »Wohnen ist keine Ware« ist ein Statement, das unter den gegebenen politischen Verhältnissen leider mehr Wunsch als Realität ist. Der Erwerb von Wohnraum zum Zweck der Kapitalvermehrung und Vermögensbildung ohne Nutzungsabsicht gilt nicht als böses Spekulantentum, sondern als vernünftige Geldanlange in Zeiten, in denen Geld auf Sparbüchern keine Zinsen abwirft. Dass Mieten zwangsläufig steigen, wenn immer mehr Profiteure mitschneiden, liegt zwar auf der Hand, ist aber trotzdem kein großes Thema. Anita Aigner widmet sich im folgenden Beitrag dem österreichischen Modell der so genannten Vorsorgewohnung, das kapitalistische KleininvestorInnen zu WohnungsvermieterInnen macht. Das Modell bietet zahlreiche Möglichkeiten für blendende Geschäfte – speziell für die ProjektbetreiberInnen – und ist ein anschauliches Beispiel für die Finanzialisierung des Wohnsektors.
Anita Aigner ist Assistenzprofessorin an der TU Wien. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Architektursoziologie.