Der Globalisierung auf der Spur
Stadtporträt AccraEin riesiges türkises, gläsernes Bankgebäude baut sich vor mir auf. Ein junger lächelnder Herr mit glatt rasiertem Kopf und einem über die Wangenknochen bis zum Kinn reichenden schmalen Bart, bekleidet mit einem adretten schwarzen Hemd und dünner roter Krawatte, schaut mit leicht geöffnetem Mund auf mich herab. Hinter ihm vier andere Menschen, allesamt sehr gut gekleidet. Sie lachen in meine Richtung. Es ist die Plakatwerbung von Zain, einem der zurzeit innovativsten Mobilfunkanbieter in Ghana. Ein riesiges leuchtendes buntes Plakat an der blank geputzten Außenfassade eines modernen Glaskolosses. Ich befinde mich in der Oxford Street. Nein, nicht in der Oxford Street in London, sondern in der von Accra, der Hauptstadt von Ghana, am Golf von Guinea. Es ist ein sehr beliebter, bunter Straßenzug, der mitten durch Osu, einen angesagten Stadtteil, führt. Eigentlich heißt sie Cantonments Road, doch jeder benennt sie nach ihrer großen Schwester in London. Die Globalisierung ist hier angekommen, sie zeigt sich in all ihren Facetten. Es gibt Hotels, Kneipen, Internet-Cafés, Fast Food-Ketten, viele Geschäfte, einen der größten Supermärkte Accras und ein gieriges Heer von Händlern. Das heißeste Geschäft hier sind die Mobiltelefone, besonders iPhones, die jetzt jeder haben will. Es geht dabei um Teilhabe an der Globalisierung. Die Top Locations nennen sich »Frankie’s«, »Papaye«, »Hemingway«, »Woodin«, »Ryan’s Irish Pub«, »Gauchos« etc. Man sieht die betuchte ghanaische Oberschicht und viele Ausländer, die sich in Flip Flops und lässiger Tropenkleidung hier entlang schlängeln. Die weniger Begüterten dagegen verkaufen Souvenirs und Kleidung und lauern an allen Ecken insbesondere den Touristen auf, doch selbst für diese ist die Straße ein teures Pflaster. Ghanaische Mitbringsel sollte man woanders kaufen.
Sebastian Prothmann