Jane Jacobs: Die Urbanistin mit dem ungebührlichen Verhalten
Geschichte der Urbanität, Teil 34; New York: Die urbane Mobilmachung 1920—1960, Teil 3Jane Jacobs verfasste mit The Death and Life of Great American Cities das erste Buch, das mit ihrer Kritik an den modernen Siedlungen ein enormes Echo hervorrief.
(Jacobs 1964) Damit gerieten die Leistungen einer keinerlei Unterschiede machenden fordistischen Administration, die nur auf wissenschaftlich technischer Rationalität beruhte, erstmals unter Druck. Die kulturelle Unzufriedenheit äußerte sich durch Kritik an der funktionalistischen Ästhetik und dem rationalisierten Design, das zugleich für die Eintönigkeit der suburbanen Siedlungen und der Monumentalität der riesigen Blöcke und Hochhäuser in den downtowns verantwortlich gemacht wurde. Damit wurde erstmals das Paradigma des Neuen Bauens nachhaltig beschädigt.
Vor allem wurde von Jacobs energisch bestritten, dass der Platonismus der idealen Körper in der Lage wäre, die sozialen und politischen Probleme mit einen Schlag lösen zu können, im Gegenteil, sie verdächtigte ihn der Verursachung neuer sozialer Probleme. Die apollinische Klarheit Le Corbusiers kann nicht den Ungeist des Slums überstrahlen, der Funktionalismus führt zur Desintegration der Stadt.
Manfred Russo ist Kultursoziologe und Stadtforscher in Wien.