Die Stadt als Stadion
So, nun hat sie endlich begonnen die Euro 08 und was macht dérive: Es wäre natürlich möglich gewesen das Thema völlig zu ignorieren, um stolz darauf hinweisen zu können, dass dérive bei dem Wahnsinn nicht mitmacht. Eine der auffallendsten Entwicklungen von Veranstaltungen wie der Fußball-EM ist jedoch die Eroberung der öffentlichen und meist zentralen Räume der Städte, weswegen sich dérive schlicht nicht nicht damit auseinandersetzen kann. Schwerpunktredakteur von Die Stadt als Stadion ist Manfred Russo, der das Thema mit seinem Beitrag Fußball als Ernstfall einleitet. Er thematisiert die Reduzierung des Stadtraums auf eine möglichst attraktive Kulisse für die Werbebotschaften der EM-SponsorInnen und die als Fans auftretenden erlebnishungrigen KonsumentInnen. Bernhard Hachleitner schreibt über den Übergang von der Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft, der sich in der Ausgestaltung der Stadien eindrucksvoll nachweisen lässt. Anke Hagemann zeigt am Beispiel Schweiz wie sehr die VeranstalterInnen der Euro-Events von den Städten profitieren und welchen Hoffnungen sich die verantwortlichen Stadtoberhäupter hingeben. Markus Pinter erklärt die Anziehungskraft von Fußball für PolitikerInnen und vergleicht die männerbündlerischen Aspekte von Fußball und Politik. Matthias Marschik hat den einzigen Artikel beigesteuert, in dem es um Fußball an sich geht, benutzt diesen jedoch, um die Entwicklung der politischen und ökonomischen Westorientierung Österreichs zu zeigen. Den Abschluss des Schwerpunkts bildet ein Interview mit Volker Eick zu dem von ihm mitherausgegebenen Buch Kontrollierte Urbanität. Keinerlei Fußballaspekte gibt es in den beiden Texten im Magazinteil. Martin Heintel und Helga Fasching schreiben über New Orleans nach Katrina und Anita Aigner erklärt uns, warum es sich lohnen könnte, eine vierzig Jahre alte Museumsstudie zu lesen.