Christina Linortner

Christina Linortner hat Architektur und Research Architecture studiert. Sie arbeitet transdisziplinär zu den Themenbereichen Migration und Wohnkultur, transkulturelle Studien und Geisterhäuser in Nigeria, China und Los Angeles.


„Die Welt ist im Ungleichgewicht – ökonomisch, ökologisch und sozial“ proklamierten die Komissäre des deutschen Pavillons der XI. Internationalen Architekturbiennale 2008 in Venedig mit ihrem Ausstellungsbeitrag Updating Germany und konzentrierten sich dann auf das aus den Fugen geratene ökologische Gleichgewicht. Dass dieses nicht alleine durch Architektur wieder in Ordnung gebracht werden kann, zeigte eine Auswahl zukunftsweisender Projekte in unterschiedlichster Größenordnung, zusammengestellt vom Büro Raumtaktik. Das breite Spektrum der Beiträge – vom Solarbier bis zur Stadt im Klimawandel – trug dem diesjährigen Motto – architecture beyond building – brav Rechnung und demonstrierte auch gleich Deutschlands Vorreiterrolle in Sachen ökologisches Bewusstsein.

Den vervollständigten Diskurs liefert nun eine Publikation mit der Frage nach einer besseren Zukunft und den Räumen von Morgen in Form eines illustrierten Interviewbuchs mit Handbuchcharakter. Einundzwanzig Gespräche mit ExpertInnen aus verschieden Disziplinen wie dem Architekturvisionär Yona Friedman oder dem Philosophen Peter Sloterdijk zeichnen neben einer Reihe kurz beschriebener Referenzprojekte ein höchst komplexes, einander oft widersprechendes und sehr lebendiges Bild der globalen Zusammenhänge, die sich hinsichtlich einer solchen Fragestellung auftun.

Der globale Klimawandel kann heute als unbestreitbares Faktum betrachtet werden und wird zusammen mit dem Rückgang der fossilen Brennstoffe innerhalb der nächsten Jahrzehnte alle Lebensbereiche an allen Orten der Erde maßgeblich transformieren. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht noch die Möglichkeit die Wucht dieses Wandels zu beeinflussen, so die These. Um gemeinsame Ziele festzulegen und zu erreichen ist es notwendig auf lange Sicht nachhaltige Entscheidungen zu fällen, die zu neuen Konflikten führen beziehungsweise bestehende verstärken könnten.

Die rund 115 Fragen und Antworten weisen weit über einen rein ökologischen Rahmen und den geografischen Raum Deutschland hinaus und untersuchen –– je nach Forschungsschwerpunkt – Gefahren und Chancen für die Zukunft. Ob eine Veränderung als Folge vieler kleiner Schritte eintritt oder doch als radikaler Bruch, ist zwar umstritten aber nicht vorauszusehen. Wie so oft enthüllt der Blick in die Zukunft eher gegenwärtige als zukünftige Verhältnisse, was mindestens ebenso interessant ist. Zum Beispiel, dass von einundzwanzig Interviews über die Räume von morgen nur zwei mit Frauen geführt wurden.


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