Christina Nemec


Ich habe letzte Nacht von den Ratten geträumt, die im Verbindungsgang zwischen Hofburg und Bundeskanzleramt leben. Und davon, wie verwundert die waren, als die neue Regierung ihnen einen Besuch abstattete. Noch bevor sie sich den Medien präsentierte. Hübsch war sie anzusehen. Dachten die Ratten. Und freuten sich gleichzeitig über die große mediale Aufmerksamkeit, die ihnen und ihrer Lebensumgebung zukam. Ein halbes Jahr später kommt jemand und fragt grinsend: »Bist du konkret betroffen von den Maßnahmen der neuen Regierung?« Ja. Eine wirklich dumme Frage. Da kommen auch schon die glorreichen Sieben angaloppiert: Nicole, Benita, Anna, Maria, Waltraud, Karin und Elisabeth. Sie werfen mir ein Lasso über. Auch du sollst die Frauenoffensive 2000 kennenlernen. Ich treffe Uschi Glas bei Vera und will nur mehr aufwachen. »Frau sein ist interessant, spannend, manchmal kompliziert, selten einfach und langweilig. Frau sein ist nachdenklich und gesprächig, rational, kompetent, fleißig und zuverlässig, vielfältig begabt und sozial trainiert. Frau sein ist meist arbeitsreich, manchmal anstrengend und mühsam, selten bequem und erholsam.« (http://www.frauenoffensive.at) Elisabeth kämpft erfolglos gegen die Einführung von Studiengebühren. Da waren die glorreichen Sieben nur mehr Sechs. Anna und Maria gehen ihren Weg. Nicole zieht in die Taxi-Orange-WG. Als sie sich gegen Homosexualität ausspricht, muss sie raus. Den letzten glorreichen Drei ergeht es auch nicht viel besser. Benita verliert sich in einer Zuckerlfabrik. Karin bekommt eine Pferdeallergie und Waltraud beugt sich zu weit über ein Loch, das letzten Sommer die Medien beherrschte. Der Fernseher weckt mich. Endlich. Gerade überlässt die Moderatorin von Frisch gekocht das Öffnen der Weinflasche dem Mann: »das bin ich so gewohnt« Am Vortag fand im Depot eine Podiumsdiskussion zur Politik der Subventionsvergabe statt. Drastische Kürzungen und verspätete Subventionszusagen bzw. -auszahlungen gefährden das in jahrelanger Arbeit aufgebaute Netzwerk von Kulturinitiativen. Viele mussten bereits ihr Personal kündigen bzw. ihre Räumlichkeiten verlassen. Und das ist kein Traum, sondern neuerdings Realität in Österreich. Ein guter Grund, sich dieses Jahr nicht in Herbstdepressionen zu verlieren.


Heft kaufen