Peter Hinterkörner


Das schmale Buch mit den bunten Bildern am Cover verspricht schon rein äußerlich nicht allzu anspruchsvolle Kost. Beim ersten Durchblättern wird klar: Das mit den vielen bunten Bildern setzt sich im Inneren konsequent fort. Dazwischen sparsam zweisprachiger Text in schmalen Spalten – man hat sich recht rasch durchgelesen.
Schon der Umschlag dieses Bands enthüllt bei eingehender Betrachtung einiges über den zu erwartenden Inhalt. Sechs Kulturbauten werden hier namentlich genannt, jeweils in Verbindung mit einer emblematischen bunten Abbildung. Bevor man also noch den (gewichtigen) Untertitel wahrgenommen hat, ist somit klar, dass es hier nicht – wie von diesem angekündigt – um das Verhältnis von Architektur, Politik und Medien geht, sondern eher um eine Sammlung teilweise alter Geschichten unter neuem Deckmantel. Und dass das Museumsquartier am Buchumschlag vergleichsweise viel Platz einnimmt, lässt vor allem darauf schließen, dass diese Geschichten mehr oder weniger als Dekoration für eine spezielle Geschichte dienen: die des MuQua.
Dieses Buch enthält nur Nacherzählungen. Geschichten, auch langwierige und komplexe, werden ziemlich knapp verpackt. Zugegeben, sie lesen sich teilweise recht spannend. Aber mehr ist nicht. Man nimmt keinen Standpunkt ein, außer vielleicht, dass alles sehr kompliziert ist – auch in der Architektur. Das alleine ist allerdings keine derart sensationelle Erkenntnis, als die sie uns Dietmar Steiner in seiner Einleitung zu verkaufen versucht. Es ist ja wohl eine der Architektur immanente Eigenschaft, mit Zwängen, Korsetten und Kompromissen zu leben.
Es mag ein Standpunkt sein, das Nachdenken den LeserInnen zu überlassen. Es mag ein Standpunkt sein, durch die Aneinanderreihung von Geschichten bei LeserInnen Fragen aufzuwerfen. Aber darin eine »neue Methodik der Beschreibung und Erklärung von Architektur« zu sehen, ist wohl ziemlich vermessen.
Ein wichtiger Beitrag des Buches besteht wohl darin, zu zeigen, dass trotz aller Hindernisse (wie verschieden sie auch immer sein mögen) immer noch außergewöhnliche architektonische Werke entstehen können; dass es sehr unterschiedliche Methoden gibt, mit dem Spannungsfeld von Politik und Medien umzugehen. (Ein schöner Vergleich der Haltung von Architekten bietet wohl die Gegenüberstellung der Sturheit Jorn Utzons und der Kompromissfähigkeit Laurids Ortners.)
Die Aneinanderreihung von Geschichten nach dem immergleichen Muster führt am Ende jedoch nirgendwohin; es könnten vier oder zehn Geschichten sein – ihre Prägnanz wäre unverändert gering. Es fehlt die Aufarbeitung. Die Illustration eines Themas wird zum Thema selbst, die Recherche triumphiert über die Reflexion. Das Buch plätschert dahin, man mag es am sonnigen Strand lesen oder an einem verregneten Sonntagnachmittag – bleibenden Eindruck hinterlässt es keinen. Eine ausführliche Beschäftigung mit einem spannendem Thema wurde der schnellen Veröffentlichung geopfert.
Ein Bild unfreiwilliger Komik auf dem Buchumschlag illustriert den wertvollsten Beitrag dieses eher belanglosen Buches - nämlich das Provozieren entlarvender Fragen und vielleicht ungewollter Vergleiche: Der nicht gebaute MuQua-Leseturm hat keine »größeren Gegner« gebraucht, er wurde folgerichtig verschämt auf die Rückseite verbannt.

Dietmar M. Steiner, Sasha Pirker, Katharina Ritter
Größere Gegner gesucht! / Stronger Opponents Wanted!
Kulturbauten im Spannungsfeld von Politik - Medien - Architektur/ Cultural Buildings Caught Between Politics - Media - Architecture
Image/ Politik. Städtisches Handeln. Kritik der unternehmerischen Stadt.
Birkhäuser
Basel, Boston, Berlin, 2001


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