Siegfried Mattl


Im Jahre 1963 notierte Heimito von Doderer: »Das heutige Wien ist ein gutes Beispiel für die Koexistenz verschiedener Zeiten, so wie es ja auch räumlich sehr komplex sich zeigt. Denn in der völlig verschiedenen Aura der einzelnen Bezirke, die also eigentliche Bannkreise sind, liegt ja eine wesentliche Qualität der Stadt; demgegenüber wirken viele deutsche Städte wie ein einziger Bezirk. Sie sind Einzeller. Wien ist so komplex wie das alte bunte Reich ... Eine übernationale Stadt; als Nationen fungieren auch gewissermaßen vertretungsweise die Döblinger, Leopoldstädter und Hietzinger. Neue Städte fügen sich an – ob sie in dieser Gliederung hineinfinden oder fähig sein werden, auch neue auratische Einheiten bereichernd zu bilden, ist eine noch offene Frage.« In jedem Fall aber, meinte Doderer, werde das Konglomerat von Zeiten und Räumen, das sich Wien nennt, von einer menschlichen Institution zusammengehalten, nämlich von den HausmeisterInnen, deren Geruch und Autorität er seinem Text über die »enteren Gründ« gewidmet hat. Ob Wien nunmehr zerfällt, da es den HausmeisterInnen unter neoliberalen Vorzeichen an den Kragen geht, sei dahingestellt. Die Komplexität der Stadt, die Doderer so nachdrücklich betont, wird zumindest auf mittlere Sicht erhalten bleiben. Deren reichlich paradoxen Herkunft möchte ich mich im folgenden widmen.

Alles was wir über Wien oder irgend eine andere Stadt sagen können, bleibt Fragment. Ich will trotzdem riskieren, mit einigen wenigen Charakteristika die spezifische Figur Wiens zu benennen:

  • Wiens kleinteilige Konsumtionsstruktur offeriert ein System von »consumer services«, das in den meisten europäischen und amerikanischen Städten längst verloren gegangen ist.
  • Das traditionelle Straßennetz der Vorstädte und deren Plätze, ihre Mischung von Funktionen, geben den Vierteln eine starke Identität und urbane Atmosphäre.
  • Der Stadtraum wird von hoher Zeichenhaftigkeit geprägt.
  • Schließlich offenbart sich Wien als archäologisches Ensemble von Architektur-Formationen, das sich praktischerweise als horizontales Raumgefüge, und nicht als Tiefenschichtung präsentiert.

Der Kampf ums Stadtbild

Ich möchte einen weiteren Punkt anführen, nämlich den verblüffend leidenschaftlich geführten Kampf um das so genannte Stadtbild, der ausbricht, sobald die barocke Grundstruktur berührt wird – heute entzünden sich die Emotionen am Hochhausprojekt für das AEZ, weil dieses nicht in den idealen Blick Canalettos auf Wien vom Jahre 1759 passt. Denn: Unter den vielen denkbaren Zukünften hat Wien sich für die Monumentalisierung entschieden. Diese Vergreisung erstreckt sich auf die imperialen Territorien wie auf die kleinbürgerlichen Vorstädte und die proletarische Peripherie. Und auf die Menschen. So zumindest sieht es Gerd Jonke in seiner Kurzprosa über »Hernalser Wirtschaftsphilosophie«.[1] Wann und warum diese Erstarrung einer vordem angeblich von Leichtlebigkeit und sublimer Erotik geprägten Stadt eingetreten ist, das ist eine Frage, eine andere ist die nach den Effekten eines kulturellen Gedächtnisses, das die Verwahrung zur eigenen Zukunft erklärt. (Mitte der 60er Jahre fiel es den WienerInnen jedenfalls nicht schwer, die prioritäre Aufgabe der Kommunalpolitik zu fixieren – den Bau von Spitälern und Altersheimen.)
Die Monumentalisierung einer Stadt erfordert einen hohen Konsens hinsichtlich des Stadt-Images und setzt Zustimmung zur Stadt als visuellem Spektakel voraus.
Diese muss ihr eigenes Simulakrum geworden sein, um sich als symbolisches Gut vermarkten zu können (John Urry). Dieses Geschick hat Wien spätestens um 1900 ereilt, als das Fremdenverkehrsamt der Stadt, unterstützt von Thomas Cook&Sons, das Profil der Habsburgermetropole zu gestalten begann. Im Gegensatz zum heutigen Bild der »Geburtsstadt der Moderne« legten die Stadtämter damals einen bescheidenen Maßstab an, meinten sie doch: Selbst in »uns verhältnismäßig nahegelegenen Ländern gilt Wien, einst neben Paris und Rom die bedeutendste Fremdenstadt des Continents, für eine Stadt, deren Besuch die Mühe kaum lohnt.« Jetzt sollte es »Hauptstadt der deutschen Kultur« werden; mithilfe der Gründung von Dichter- und Musikergedenkstätten, Erschließung der Residenzanlagen, Reorganisation der Museen, Preiskonkurrenzen von Militärkapellen, der Inauguration von Weinlesefesten (in Konkurrenz zum Münchner Oktoberfest) und revitalisierten Volksvergnügungen wie dem Brigitta-Kirchtag. Der Repräsentationszwang gegenüber den TouristInnen brachte die Suche nach einer »Authentizität« der Stadt hervor, ein-schließlich organisierter Fahrten zu den Ehrengräbern am Zentralfriedhof und zum Heurigen. Die Stadt sollte zur Bühne einer kontrollierten kulturellen Diversität werden.

Otto Wagner vs. Camillo Sitte

Die diskursiven Unternehmungen hatten hegemoniale Effekte. In den Kontroversen zwischen Modernisten und Konservativen, die sich in eben diesen Jahrzehnten rund um das Fragment gebliebene Projekt der Großstadtregulierung entzündet haben, begünstigte es jene, die der Stadt als Kunstwerk den Vorrang vor der dynamischen Maschine einräumten. Ich möchte diese Querele an den Protagonisten Otto Wagner und Camillo Sitte kurz erläutern, auch wenn beide nicht unmittelbare Konkurrenten beim (1892 ausgeschriebenen) städtebaulichen Wettbewerb waren.[2] Sitte attackierte die Moderne, wo Symmetrie und Großmaßstäblichkeit den Erfahrungsraum in einen physikalisch definierten Ortungsraum verwandelte. Seine besondere Abneigung galt der Linearität der achsialen Straßen der Großstadt. Hier sah er die sekundären Deformationen der modernen Großstadt sich anlagern, wie ökonomisch bestimmte Gebäudehöhen, unübersichtliche Plätze und disproportionale Geländereste, in denen sich der Widerstand des natürlichen Terrains manifestierte. Heimatlosigkeit und Angst wären die Effekte dieser Architektur, urteilte Sitte auf Basis einer Quasi-Anthropologie: Der Mensch sei als potentielles Beutetier von Natur aus auf Fluchtverhalten ausgerichtet, die Moderne aber vernichte die Fluchtwege und forciere die Angst vor Angriffen auf die »offene Flanke«. Diesem »Angstraum« stellte er die durch Plätze, Denkmäler und Figurengruppen gegliederten italienischen Renaissancestädte gegenüber. Sitte ging allerdings in einem Punkt, auf dem seine eigentümliche Zeitgemäßheit beruht, über die bloße Wiederholung von Dogmen der Kunstgeschichte hinaus, da er die soziale Praxis und deren Beobachtung als Kriterium des Städtebaus nannte (sein Diktum von der urbanen Signifikanz der Spuren der PassantInnen im Schnee). Er dachte die Stadt vom Körper und den psycho-physischen Interaktionen aus – fast achtzig Jahre vor den SituationistInnen.
Sittes Programm verlangte nach einer strikten Limitierung der Bevölkerungsdichte. Sie sollte in etwa die Zahl von 50.000 BewohnerInnen nicht überschreiten. Wien aber stand um 1890 mit der 2. Stadterweiterung vor der Aufgabe, eine urbane Struktur für rund zwei Millionen EinwohnerInnen zu schaffen. Mit seinem Beitrag zum Städtebau-Wettbewerb und der weiterführenden Studie »Die Groszstadt« ist nun Otto Wagner zum Gegenspieler Sittes aufgestiegen. Wagner ging nicht vom menschlichen Körper, sondern von den modernen Massenverkehrsmitteln und deren Geschwindigkeit aus. Der Ästhetik des »malerischen Winkels« (Sitte) stellte er eine formalisierte Ästhetik im Städtebau entgegen. Diese folgte dem relativen Verhältnis von Straßenbreite und Gebäudehöhe (bei einheitlicher Verbauungshöhe).
Wagner konzipierte die Stadt als eine auf seriellen Elementen aufbauende, wachsende Maschine. Bezirke mit einer Dichte von 100 bis 200.000 BewohnerInnen, spezifizierten Funktionen (wie Wohnen, Produktion oder Handel), und öffentlichen Einrichtungen (Parks, Gärten, Spielplätze) sollten die Grundeinheiten bilden. Da Wagner für Wien an einem Stadtzentrum festhielt, substituierte er die Rasterstruktur polyzentrischer Städte durch ein streng geometrisch definiertes Verkehrsnetz aus Zonenstraßen, die das Stadtzentrum ringförmig in Distanzen von zwei bis drei Kilometern umgaben und von Radialstraßen gequert wurden. Außenringe mit je 80 Metern Breite (für Bahnbetrieb geeignet) unterstützten die Extension. Damit sollte bis 1930 das Auslangen gefunden werden. Das System war aber unbegrenzt zu einem einzigen isomorphen urbanen Terrain erweiterbar.[3]

Planen und Scheitern

Ich kann hier auf viele Ideen Wagners nicht weiter eingehen, aber erwähnen, dass er selbst sein Konzept als demokratisch verstand, und nicht als patrizisch, wie jenes Camillo Sittes. Die Vereinheitlichung der architektonischen und verkehrstechnischen Infrastruktur durch die öffentliche Hand sollte durch die Rationalisierung der Abläufe des städtischen Lebens den Menschen mehr Freiheiten geben, ihren Alltag zu individualisieren. Es musste in diesem Konzept natürlich auch VerliererInnen geben. Prominentestes Opfer wäre wohl der Wienerwald geworden, der spätestens dem [4]. Außenring Platz machen hätte müssen. Faktum ist, dass Wien seit den Studien Otto Wagners von den Bildern der Großstadt getrieben wird und dennoch darin nicht weitergekommen ist.
Auch die urbanen Innovationen der letzten 10 Jahre wie die Donau-City oder die Gasometer sind doch eher Stadtprothesen denn Transformationen. An der Planung hat es nicht gelegen, doch deren Chronik ist weitgehend eine Geschichte des Scheiterns. Ich will nur stichwortartig chronologisch einige Projekte nennen:

  • Das Stadtbauamt plante um 1900 eine Geschäftsstraße zwischen Praterstern und Stephansdom, die das verwinkelte Viertel um die Hauptpost radikal durchschnitten hätte.
  • Eine Museums-Avenue sollte vom Burgtor über die Westbahnstraße zur Schmelz führen, wo eine neue Akademie der bildenden Künste, das Militärhistorische Institut und eine Moderne Galerie geplant waren, sodann eine Art Bois de Boulogne im westlichen Wienerwald erschließen, in eine autogerechte Vergnügungsstraße (»Vindobona-Avenue«) münden und über den Leopoldsberg zur Inneren Stadt zurückführen.
  • Die Nationalsozialisten planten den Abriss der jüdischen Viertel des 2. Bezirks und den Bau von Partei- und Wehrmachtsgebäuden entlang einer monumentalen Achse in Verlängerung des Rings vom Schottentor aus.
  • Die Nachkriegsplanungen schlugen den Bau eines Busbahnhofes am Karlsplatz und eine Wienflussautobahn vor, der der Naschmarkt weichen hätte müssen.
  • Im Anschluss an die sogenannte »Wiederaufbauenquete« von 1946 wurde ernsthaft die Querung des 18. Bezirks durch eine Stadtautobahn zwischen Höhenstraße und Volksoper in Aussicht gestellt.
  • Ende der 50er Jahre sollte der Bau von drei »Töchterstädten« für je 200.000 Menschen in Stammersdorf, Aspern und Inzersdorf das innere Stadtgebiet entkernen und Grünkeile bis zur City vortreiben helfen.
  • Roland Rainers Planungskonzept von 1962 sah ein Netz von kreuzungsfreien Schnellstraßen vor, die das Stadtzentrum mit der Tangente verbinden sollten; Rainer projektierte eine »zweite City« am Nordbahnhofareal und Neben-Städte in den Bezirken (mit Konsumfunktionen) vor.
  • Schließlich stand Mitte der 1980er Jahre die Untertunnelung des Westgürtels mit Zu- und Abfahrtsrampen in den Anrainerbezirken zur Diskussion.

Heterotope und Dystope

Für mehr als 100 Jahre arbeitet sich die Stadtplanung daran ab, aus dem Konglomerat historischer Sedimente eine Stadt der Funktionszonen und der Isotope zu machen. Ebenso unerbittlich ist Wien eine Stadt der Heterotope und der Dystope geblieben. Mit Heterotop bezeichnen wir Architekturen und Räume mit ästhetischen oder sozialen Regeln, die ein Übermaß an Affekten und Leidenschaften ebenso gut wie an Unterordnung und Disziplin hervorrufen. Heterotope, so Michel Foucault, lassen unser genormtes Alltagsleben plötzlich ideologisch erscheinen. Ich denke, dass Wien so gesehen ein signifikantes Ensemble von Heterotopen bildet, vor allem aus von Foucault als »zeitbrechend« spezifizierten Gattungen – solche wären der Augarten samt Flak-Türmen, die Gewerbehallen der Hinterhöfe, die Gasthäuser mit ihren Hofgärten, die gemischte Struktur der Sockelzone. Schlussendlich: ist nicht die ganze Stadt durch den Historismus und dessen Dekors zu einem einzigen Raum der sentimentalen Erinnerung geworden?
Die heterotopen Räume Wiens verdanken Beharrungsvermögen (und Ambivalenz) der Prägungskraft von Architekturen, die sehr eng mit der Sozialgeschichte verknüpft sind. Ihrer Funktionen teils oder gänzlich beraubt, sind sie unter besonderen Umständen zu Wellenbrechern der Mechanisierung der Stadt geworden. Das alte AKH, der Nord- und der Nordwestbahnhof, die Rossauer-, die Stifts- und die Marokkaner-Kaserne, die aristokratischen Gartenpalais in den Vorstädten, Sakralbauten wie die Karlskirche, werden im Stadtverbund zu Dystopen, fehlgelagerte Organe in der modernen Stadtmaschine. Sie blockieren die unentwegte und reibungslose Zirkulation, die gemäß der »Charta von Athen« das Naturgesetz der Moderne ist. Wenn wir abschließend nach den Gründen für diese Besonderheit suchen, beginnen wir am besten mit der Überlegung des amerikanischen Ethnologen Robert Rotenberg, der meint: Wien sei aus seiner ehemaligen Position als Metropole eines Kolonialreiches eigentümlichen Zuschnitts zu erfassen. Als Stadt der Repräsentation, des Luxuskonsums und der persönlichen Dienstleistungen hat Wien verhältnismäßig früh eine Verausgabungs-Mentalität ausgebildet, die der harten ökonomischen Kalkulation widerstanden hat; das späte Beispiel dafür wäre die Trassenführung der Stadtbahn.4 Wien hat selbst in der liberalen Ära zwischen 1870 und 1900 keine solchen finanzkapitalistischen Operationen am Grundstücksmarkt erlebt, die etwa das historische Paris dem Erdboden gleich gemacht haben. Immer noch dominiert der Typus des Mietshauses im Familienbesitz, das als symbolisches Kapital betrachtet wird. Viele der oben genannten Projekte, so etwa die Schnellstraßenverbindung zwischen Volksoper und Höhenstraße, sind an der mannigfachen Eigentumsstruktur und den Schwierigkeiten, größere zusammenhängende Abbruchsflächen zu schaffen, gescheitert. Und weiters stand für mehrere Dekaden nach dem Ersten Weltkrieg der Mieterschutz einer Gentrifizierung wie in anderen großen Städten entgegen. All dies führte zur weitgehenden Unterbindung der geografischen Mobilität in der Stadt, wovon wiederum Doderers oben zitierte »Bannbezirke« stabilisiert wurden.
Ökonomisch stellte sich für Wien (nach dem Verlust der Metropolenfunktion 1918/19) die Frage nach der Modernisierung der Stadt und Beseitigung der Heterotope und Dystope nicht, eher schon ideologisch. Wenn sich die Stadtregierung mitunter entschloss, als Substituent von privaten Kapitalinteressen aufzutreten und alte Markthallen, ungünstig platzierte Kirchen oder verwilderte Parks abzureißen, riskierte sie Widerstand der lokalen Bevölkerung. Seitdem die projektierte Verbauung des Sternwarteparks im 18. Gemeindebezirk den Bürgermeister Felix Slavik 1973 das Amt gekostet hat, ist auch die Politik vorsichtig geworden.
Zu ihrem eigenen Vorteil, möchte man meinen. Denn in den 1980er Jahren hat sich international das ideale Bild der Stadt grundlegend verändert. Das Modell der Stadtmaschine hat ausgedient und die Suche nach der Diversität in der Stadt derart zugenommen, dass sie in globalem Ausmaß nur noch mittels Artefakten wie Themenparks und szenografisch renovierten Vierteln zufriedengestellt werden kann. Wien hat es da durch sein früheres Scheitern entschieden besser: historische, funktionslose Gebäude, die gestern noch allein unter dem Gesichtspunkt von Abrisskosten betrachtet worden sind, werden zu erstrangigen Attraktoren (Gasometer, Kabelwerke Meidling u.a.) der Stadt. Die urbane Durchmischung der meisten städtischen Viertel, der Schrecken aller modernistischen FunktionszonenplanerInnen, geht als genuin wienerische Lebensqualität in die Liste der Standortfaktoren ein. Die Heterotope und die Dystope, gestern noch verfemt, erweisen sich heute als Garanten eines unverwechselbaren Stadtgefühls. Und das ist auch gut so. Die Überarbeitung dieses Phänomens zu einer neuen kollektiven Philosophie, zur Positivität einer urbanen Kultur der Differenz, steht allerdings noch aus.

Dieser Text ist eine stark gekürzte Version des Vortrages im Rahmen von Wien umgehen.

Fußnoten


  1. In dieser Groteske beschreibt Jonke den Bezirk als Tummelplatz »alter, hässlicher, unfrisierter und keifender Weiber«, die mit Vorliebe ihre Nachbarn bespitzeln. ↩︎

  2. Der paradigmatische Streit schien längst zugunsten Otto Wagners entschieden, ist allerdings in den letzten 10 Jahren wieder angefacht worden durch die Renaissance, die Camillo Sitte im Kontext feministischer Theorien erfahren hat. Im Sammelband »The Sex of Architecture« beispielsweise rehabilitiert Esther da Costa Meyer Sittes konservatives Buch »Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen« als jenen Urtext, auf den sich die Analyse geschlechtsspezifischer Raumkonstellationen und räumlicher Praktiken beziehen müsse. Dabei dient ihr Sittes Schlüsselbegriff des »Platzangst« oder der »Platzscheu« als Ausgangspunkt. ↩︎

  3. Wagners Konzept basierte auf der Vision, Wien (im Rahmen eines europäischen Wasserstraßen- und Bahnnetzes) zur Handelsmetropole auszubauen. ↩︎

  4. Statt die Industrie- und Arbeiterwohnviertel zu erschließen, bediente die Stadtbahn die Villenvororte des »Mittelstandes«. ↩︎


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