Architektur Slowakei.
Impulse und Reflexion
Ringturm, Wien
30.10.2003 - 29.2.2004
Verstädterung - ein globales Phänomen.
Dennoch sind die Logiken der Stadtproduktion überaus unterschiedlich und nicht unbedingt vergleichbar. Während in Europa das Urbane expansiv die Landschaft erfasst, entwickeln sich in Lateinamerika im Marktabseits und in Selbstorganisation höchst verdichtete Stadtstränge innerhalb existierender Städte.
Ausstellung
Barbara Holub, »Kollektion 2003/ 2004 - in einer wohnlandschaft herrscht kein bilderverbot.«
Galerie Hohenlohe & Kalb, Wien
10.9. - 14.-11. 2003
Buch
Barbara Holub, ideal living.
Ein Musterbuch für ein gewinnendes Leben
Triton Verlag: Wien 2003.
Mit Gesprächen und zwei Hörspielen der Autorin und Beiträgen von Maia Damianovic und Georg Schöllhammer
Stadtarchiv Innsbruck (Hg.)
Innsbruck 1938-1945
Zeit - Raum - Innsbruck
Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs, Band 3. Universitätsverlag Wagner: Innsbruck, 2003
80 Seiten plus CD, EUR 13
Ernst Hubeli, Harald Saiko, Kai Vöckler
(Red.)
100% Stadt
Der Abschied vom Nicht-Städtischen
Graz: HDA, 2003
256 S., EUR 19,90
Günther Hödl, Fritz Mayerhofer und Ferdinand Opll (Hg.)
Frauen in der Stadt
Linz: i.A. des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, 2003
320 S., Euro 55
Jochen Becker, Claudia Burbaum, Martin Kaltwasser, Folke Köbberling, Stephan Lanz, Katja Reichard (Hg.)
Learning from * Städte von Welt, Phantasmen der Zivilgesellschaft, informelle Organisation
Berlin: b-books, 2003.
238 S., EUR 12
Es gibt einen prinzipiellen Zusammenhang zwischen der Entwicklung des protestantischen Bewusstseins im Sinne von Max Weber und dem daraus resultierenden Vermögen zur Raumbildung. Dieses wird durch die Logik des neutralen Raumes realisiert und basiert auf der endgültigen Auflösung aller Vorstellungen eines heiligen Raumes.
Draufsetzen - 19 Dachausbauten
Gebietsbetreuung Ottakring, Wien
14.10. - 18.12.2003
Angelus Eisinger und Michel Schneider (Hg.)
Stadtland Schweiz. Untersuchungen und Fallstudien zur räumlichen Struktur und Entwicklung in der Schweiz
Zürich: Avenir Suisse, 2003,
Basel Boston Berlin: Birkhäuser, 2003
408 S., EUR 58
Susanna Niedermayr & Christian Scheib
Europäische Meridiane - Neue Musik Territorien.
Reportagen aus Ländern im Umbruch
European Meridians - New Music Territories.
Reports from Changing Countries
Übersetzung: Friederike Kulcsar, Kimi Lum (Tschechien),
Saarbrücken: PFAU-Verlag, 2003
2 Bände inklusive CD, EUR 30
Noch ist genug Stadt. Doch das »Städtische« ist ein flüchtiges Medium, das durch allerlei Interventionen und Programme stetig verloren geht. Magisch war dieses Urbane von Anbeginn, künstlich produziert in seinen physischen Beständen, Institutionen, Zeichen, als Ganzes fast deckungsgleich mit dem herrschenden sozialen Raum. Diese Stadt war aber auch voller asozialer Nischen des privaten Wohnens, widerständiger Netzwerke und schmutziger Winkel. Je schmutziger, größer, unübersichtlicher und anonymer, umso »urbaner« waren die alten Städte. Das eigentlich Städtische war nie verfügbar, kein Programm und keine Option, nie mehr oder weniger als ein Nebeneffekt der industriell induzierten Verstädterung, an den Schnittstellen von Luxus und Armut.
8th Baltic Triennal of International Art
14.9.-3.11.2002, Vilnius
Wie Ethnofood, Eventkultur und Cluburlaub orientiert sich nun auch spätkapitalistisches Wohnen vor allem an Themen. Mit thematisch verdichteten Bauvorhaben wie Golfsiedlungen, Teichsiedlungen, Reitsiedlungen, intelligentem Wohnen, autofreien Siedlungen und Ökodörfern locken InvestorInnen ausgesuchte Schichten an. Das marktgerechte Angebot solcher selbstgewählter Wohnghettos gehorcht dem steigenden Wunsch nach vorgefertigten Lebensmodellen. Die Bedeutung von Themensiedlungen liegt daher weniger im Thema selbst als in der synergetischen Konzeption eines exklusiven Wohnmodells für eine limitierte Anzahl von NutzerInnen, in dem ein konformer Lebensentwurf von vornherein inkludiert ist.
Fiktion und Realität gleichen sich immer mehr aneinander an. Die Reißbrettstadt Celebration zum Beispiel ist so virtuell wie eine reale Stadt nur sein kann. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, die dort zu fließen beginnen, sind schon seit einiger Zeit Thema in Theorie und selbstreflexiver Kunst. Filmregisseure wie David Lynch, Jacques Rivette, Abel Ferrara und David Cronenberg haben diese Fragestellung wiederholt bearbeitet. Das Reich der bewegten Bilder ist für sie die passende Plattform, auf der sie Kunst und Leben ständig vermengen.
Die MIPIM versteht sich naturgemäß explizit nicht als cultural studies Workshop, sondern sie ist ganz im Gegenteil vom Blickwinkel der die Planung von städtischen Gefügen zunehmend dominierenden anonymen InvestorInnen(-gruppen) und Entwicklungsgesellschaften gekennzeichnet und reflektiert daher die Mechanismen des internationalen real estate business. Dass NutzerInnen und BewohnerInnen Raum nicht (immer) in der von PlanerInnen vorgesehenen Art aneignen, wird umso interessanter, wenn auch die Erwartungshaltungen der InvestorInnen und DeveloperInnen erkenntlich werden.
Michael Thompson hat vor einigen Jahrzehnten eine Beobachtung, die wir alle machen können, zu einer Theorie verdichtet. Kulturelle Gegenstände stehen in einem zyklischen Verhältnis zu dem Wert, den man ihnen zukommen lässt. Das Bügeleisen der Mutter, das der Sohn achtlos in einer Ecke des Dachbodens »entsorgt«, wird Jahrzehnte später wieder hervorgekramt, weil ein Enkel es »stark« findet. Kulturelle Gegenstände werden nach einigen Jahren entwertet und nach weiteren Jahren wieder aufgewertet.
Die Ausdifferenzierung des Wohnens vom »ganzen Haus« als einer Selbstversorgungseinheit, in der alle Lebensvollzüge in einem Haushalt stattfinden, zum »modernen Wohnen« in der Kleinfamilie vollzog sich als langsamer stetiger Prozess parallel zur Entwicklung der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft. Verdichtete Wohnformen und die Entstehung eines »Wohnungsmarktes« waren im Zuge der Industrialisierung zu einer Notwendigkeit geworden. Die Aufgabe der Wohnraumschaffung wurde von Fabriksbesitzern und Unternehmern wahrgenommen, die sich damit die Abhängigkeit der Arbeitskräfte und die Ansiedlung von Fachkräften aus dem Ausland sicherten. Auf begrenzter Grundstücksfläche wurde Wohnraum für eine große Anzahl von Menschen erbaut. Die Errichtung von Wohnhäusern für die ArbeiterInnen brachte den Unternehmern mehrfache Vorteile: Neben jederzeit verfügbarem und abhängigem Personal erwartete sie zusätzlicher Profit durch die Vermietung der Wohnungen.
Das Dorferneuerungs-Paradebeispiel Katzelsdorf, im südlichen Wiener Becken: Im Interview mit dérive beschreibt Bürgermeister Heinz Eder den Werdegang seines sehr persönlichen Projekts als einen 30 Jahre währenden bottom-up-Prozess und Avantgarde der Dorferneuerung. Verdankt sich die bemerkenswerte Entwicklung der patriarchalen Energie eines charismatischen Gemeinde-Übervaters? Oder wird hier die Handlungsanleitung für die nachhaltige Dorfentwicklung geliefert? Marketing, wird gesagt, hatte man hier jedenfalls nicht nötig: Während andere Gemeinden zum »Fischer«- oder »Bücherdorf« mutieren, scheint »Katzelsdorf« durch breite Medienpräsenz zur Marke an sich geworden zu sein.
Wie viele andere Sparten, so ist auch der Wohnbau zunehmend marktwirtschaftlichen Gesetzen und Regeln unterworfen. Das Angebot und die Nachfrage stellen die Basis eines solchen Systems dar. Um sich als WohnungsanbieterIn am Markt behaupten zu können, reicht es längst nicht mehr aus, bloß eine Wohnung anzupreisen. Mit Themen, die das Wohnen erweitern sollen, wird versucht, Projekte attraktiver zu machen, um sie letztendlich besser verkaufen zu können. Man begibt sich also auf die Suche nach Themen und fasst diese in griffige Schlagworte. Es entstehen präzise durchdachte Werbekonzepte, und längst schon wurde die zu verkaufende Wohnung durch eine Reihe von Themen, die sie begleiten, aus dem Mittelpunkt des Interesses der KäuferInnen verdrängt.
Das Bild ist einprägsam. Ein einfaches und schmuckloses Haus, mit praktikabler Raumausnutzung auf kleinster Fläche, eines von vielen im Häusermeer Tokios. Die in gutem Zustand befindlichen Tatamimatten fliegen in weitem Bogen durch die Fensteröffnung im ersten Stock auf die Ladefläche eines davor stehenden Kleintransporters. Einen Schwenk weiter sieht man, wie Versatzstücke französischer Lebensart aus einem Minivan wandern und vorsichtig in das Hausinnere befördert werden. Spitzenvorhänge, weiß lackierte Holzmöbel, gusseiserne Kandelaber, Blumenvasen, begleitet vom strahlenden Glück des im Eingang stehenden Paares.
»Die Entwicklung neuer Dienstleistungen im Zusammenhang mit individuellen Wohnaspekten führt zu einer umfassenden Neudefinition des Wohnbegriffs. Wohnen als die Summe individueller Bedürfnisbefriedigung, realisiert durch die Ausformung der gebauten Umwelt und das Angebot lebensstilspezifischer und zielgruppenorientierter Dienstleistungen.« So lässt sich das Phantasma gegenwärtigen Wohnbaus zusammenfassen; sein Ziel ist marktgängig und entspricht einem breiten common sense, gleichzeitig ist es utopisch und greift nach den Sternen. Das Versprechen individueller Bedürfnisbefriedigung erscheint visionär, die Art und Weise seiner Einlösung lässt die Schwierigkeiten erkennen. Das Individuum wird reduziert und festgelegt auf einen Lebensstil, definiert als Zielgruppe; der Anspruch umfassender Bedürfnisbefriedigung wird den Erfordernissen einer marktgerechten Logik untergeordnet. Wahrscheinlich eignet sich das Ziel selbst jedoch nur schlecht als unmittelbare Handlungsanleitung.
Das Projekt »Sargfabrik« ist ein Wohn- und Kulturprojekt, das aus einem Kreis an Interessierten entstanden ist, der sich zum »Verein für integrative Lebensgestaltung« zusammengeschlossen hat und – in Österreich ziemlich einzigartig – als Bauträger aufgetreten ist. Was dabei auf dem Gelände einer alten Sargfabrik in Wien Penzing in der Matznergasse entstanden ist, ist eine multifunktionale Wohnanlage, in die unterschiedlichste Kultureinrichtungen (Veranstaltungs- und Seminarraum, Kindergarten, Badehaus, Lokal) und Gemeinschaftsräume integriert sind. Das von BKK-2 geplante »Wohnheim«, das nun mittlerweile in die Jahre geht – Fertigstellung war 1996 – ist in Architekturkreisen weithin bekannt, das Kulturzentrum ist fixer Bestandteil des Wiener Kulturlebens. Seit gut zwei Jahren gibt es einen Ableger in nächster Nähe der »alten« Sargfabrik: die MISS Sargfabrik in der Missindorfstraße. Unabhängig davon ist nun ein weiteres sehr ähnlich aussehendes Projekt entstanden: das Impulszentrum IP.ONE in Wien Favoriten, ein Gewerbezentrum mit Gemeinschaftseinrichtungen, geplant von BKK-3 – in Nachfolge von BKK-2. Und ob der großen Nachfrage treten Know-how-Träger der Sargfabrik nun auch in einem eigens gegründeten Verein als Projektentwickler auf.
Im Jahre 1494 vollzieht sich ein symbolisch folgenschweres Ereignis. Im Zuge einer Invasion der französischen Armee in Italien wurden Geschützbatterien eingesetzt, die innerhalb weniger Stunden die Stadtmauern in Schutt und Asche legten, was zur Folge hatte, dass die Franzosen ohne jegliche offene Feldschlacht Florenz, Rom und Neapel eroberten. In Rapallo jedoch explodierte ein auf die Stadtmauern gerichtetes Geschütz, und die verirrte Kugel durchschlug die Fenster der Kirche und tötete zahlreiche Gläubige, die sich in die Kirche geflüchtet hatten. Dies ist der Zeitpunkt der symbolischen Auslöschung der Freistatt als eines Ortes, der kraft seiner Lage und sakralen Ausstrahlung bis zu jener schicksalhaften Begebenheit absolute Sicherheit geboten hatte.
Regina Bittner (Hg.)
Die Stadt als Event. Zur Konstruktion urbaner Erlebnisräume
Frankfurt/ New York 2002 (Campus: Edition Bauhaus, Band 10)
519 S. (mit Anhang in englischer Sprache), EUR 49.-
Jeanette Pacher, Mechthild Widrich (Hg.)
kursiv 9-3/4/02: Idylle (1)
In veilchensüßen Träumen
Linz 2002
144 S., dt./ engl., EUR 9,45
Ljubomir Bratic (Hg.)
Landschaften der Tat. Vermessung, Transformationen und Ambivalenzen des Antirassismus in Europa.
St.Pölten 2002 (Sozaktiv Verlag)
269 S.
Regina Bittner
Urbane Paradiese. Zur Kulturgeschichte modernen Vergnügens
Frankfurt/ New York 2001 (Campus, Edition Bauhaus)
309 S., EUR 39,90
Irene Nierhaus/Felicitas Konecny (Hg.)
räumen. Baupläne zwischen Raum, Visualität, Geschlecht und Architektur
Wien 2002 (Edition Selene)
304 S., EUR 21,70
Ilsebill Barta
Wohnen in Mies van der Rohes Villa Tugendhat
fotografiert von Fritz Tugendhat 1930-1938
Wien 2002 (Museen des Mobiliendepots)
46 S., EUR 15.-
Stefan Krätke
Medienstadt. Urbane Cluster und globale Zentren der Kulturproduktion
Opladen 2001 (Leske + Budrich)
267 S., EUR 19,80
Tilman Harlander (Hg.)
Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland
Herausgegeben in Verbindung mit Harald Bodenschatz, Gerhard Fehl, Johann Jessen, Gerd Kuhn, Clemens Zimmermann,
München 2001 (Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg und Deutsche Verlagsanstalt)
519 S., EUR 46,30
In Spanien existiert praktisch kein sozialer Wohnungsbau. Ebenso wenig existiert ein Markt an Mietwohnungen, der von Bedeutung wäre. Und während es einen immensen Leerstand an Wohnungen gibt, hält der Bauboom zumindest in Madrid an und die Wohnungspreise steigen ins Unermessliche (120 % in den letzten 20 Jahren).
Diese Tatsachen scheinen den Gesetzen von Angebot und Nachfrage völlig entgegen zu stehen. Erklären lässt sich dies nur mit der Bedeutung von Immobilien als Spekulationsobjekt. Ein Viertel aller Haushalte verfügt einer Studie der Universidad Politécnica de Madrid zufolge über Zweit- oder Drittwohnungen. Diese werden in den meisten Fällen nicht vermietet, sondern leer stehen gelassen.
schlecht geschlafen. keiner hat zeit, mit mir frühstücken zu gehen. nach 40-minütigem herumsuchen entschließt sich ein 21-jähriger jugendlicher mit mir frühstücken zu gehen. konsumation in einer bäckerei auf der schloßhoferstrasse: 2 zimtschnecken, eine topfengolatsche und 2 semmel. er ist bei einer telefongesellschaft angestellt und verzehrt nun die topfengolatsche und die zimtschnnecke während seiner arbeitszeit was wie er meint ja o.k. wäre. verabschiedung.
verlasse um 10.30 die zone.
Helga Embacher (Hg.)
Juden in Salzburg. History, Cultures, Fates
Salzburg 2002 (Verlag Anton Pustet)
englisch/ deutsch
132 S., Euro 19,80
Emmanuel Chukwujekwu wurde am 8. Mai 2001 im Rahmen der Operation-Spring-Prozesse zu neun Jahren Haft verurteilt. Damals saß er bereits fast zwei Jahr in Untersuchungshaft. Für die Polizei war Emmanuel Chukwujekwu neben Charles Ofoedu einer der Köpfe der »nigerianischen Drogenmafia«. Charles Ofoedu wurde vom Vorwurf der organisierten Kriminalität und des Drogenhandels mittlerweile freigesprochen. Nachdem der oberste Gerichtshof am 15. Jänner dieses Jahres das Urteil gegen Emmanuel Chukwujekwu aufgehoben und die Strafsache an die Erstinstanz zurückgewiesen hat, wurde Chukwujekwu von dieser am 13. Juli (noch nichts rechtskräftig) freigesprochen.
Elisabeth Blum, Peter Neitzke (Hg.)
Boulevard Ecke Dschungel. Stadtprotokolle
Hamburg 2002 (Edition Nautilus)
222 S., EUR 19,90
Der Urbanismus ist bloße Theorie. Er vermittelt uns die Stadt und ihre Geschichte. Die Stadtplaner betrachten die Dinge isoliert. Sie halten als Professoren Monologe.
Sie erklären uns die Stadt als objektiv erkennbare Wirklichkeit. Sie sind beherrscht von ontologischen Fragen nach dem Was, nach dem Objekt Stadt. Und machen sie dadurch zu einem von uns getrennten Gegenüber. Jede Stadtplanung vernichtet Bestehendes und maßt sich die Raumherrschaft an. Nach dem Vorbild des großen Baumeisters wird als Ziel eine Idealform entwickelt, um sie als Modell in die Realität umzusetzen. Obacht: Die Stadt lässt sich nicht theoretisch fassen. Die Stadt ist in kein Modell zu bringen. Die Stadt ist kein Objekt der Spekulation.
Die Wurzeln zum Verständnis der mittelalterlichen Stadt liegen tief in der römischen Vergangenheit der Stadt. Die Römer hatten die antike Stadt über Jahrhunderte zu einem unvorstellbaren Höhepunkt geführt, hatten den Begriff der Urbanität mit einer ungeheuren Fülle von städtebaulichen Erscheinungen angereichert, hatten durch die von Kaisern und Magnaten finanzierte Nahrungsversorgung breiter Bevölkerungsschichten ein erstes riesiges Experiment des rudimentären Sozialstaates veranstaltet und durch die Gladiatorenspiele zugleich den Hedonismus und die Spektakellust in noch nie da gewesener Weise angestachelt, doch war es auf Dauer nicht gelungen, die sozialen Probleme der Menschenmassen einer derart rasant gewachsenen Stadt zu lösen.
Hooman Sharifi mit Kristine N. Slettevold und Peder Horgen
Fragen an die Wiener Stadtregierung von PassantInnen im zweiten Bezirk:
Helmut Weihsmann
Das Rote Wien
Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 119-1934
2., überarbeitete Ausgabe
Wien 2002 (Promedia)
496 S., EUR 41, 35
Tendenziell gab es bei der diesjährigen documenta (XI) nur wenig Projekte im Außenraum. Umso auffallender war ein »Taxi«, ein bewusst dilletantisch mit acrylfarbenen Schriftzügen überzogener alter Mercedes, der die DocumentabesucherInnen in die »Nordstadt«, in die Friedrich-Wöhler-Siedlung führte, wo das Projekt »Monument für Bataille« von Thomas Hirschhorn stattfand. Verschiedene Interventionen in Paketklebebandästhetik ziehen sich durch dieses Wohngebiet (ein als »problematisch« eingestuftes Viertel abseits der Documenta-Idylle). Im Zentrum stehen ein Fernsehstudio und eine Bibliothek. Thomas Hirschhorn hat bei diesem Projekt geschickt SozialarbeiterInnen, nennen wir sie hier LokalexpertInnen, und die dort wohnenden Jugendlichen einbezogen. Er selbst sagt dazu in dem dort aufliegenden Flugblatttext: »Ich bin kein Sozialarbeiter, ich bin Quartier-Animator, für mich ist Kunst ein Werkzeug, um die Welt kennenzulernen.« Einerseits distanziert er sich damit von Projekten wie denen der Wochenklausur, andererseits bleibt offen, ob es sich nun um ein Kunstprojekt oder um Quartieranimation oder vielleicht sogar um Wissenstransfer handeln soll. So erklärt er weiter in seinem Text: »das Bataille Monument soll Wissen und Information vermitteln.«. Das Projekt steht in einer Serie von Projekten, die jeweils einem Philosophen (Bataille, Spinoza, Deleuze und Gramsci) gewidmet sind. Die Ambivalenz, die dieses Projekt aufwirft, lässt die eindeutige Zuordnung zu einer Disziplin für redundant erscheinen, zeigt aber, dass es neben sozialen auch urbane Fragen aufwirft, die in den Planungswerkzeugen der heute agierenden UrbanistInnen mutmaßlich nicht bedacht sind.
Plattform5_Documenta11
Kassel, 8.Juni-15.September 2002
www.documenta.de