»transmediale 2014 — afterglow«, Haus der Kulturen der Welt, Berlin
Christian Kühn, Kommissär der Architekturbiennale 2014 in Venedig, im Gespräch mit Christoph Laimer und Elke Rauth über den Österreichbeitrag Plenum. Orte der Macht. Die Ausstellung im österreichischen Pavillon präsentiert 200 nationale Parlamentsgebäude weltweit und thematisiert Fragen zu Demokratie, Legitimität, Symbolik, Identität und natürlich dem Stellenwert sowie der Rolle von Architektur.
Auszug aus der Erzählung Lob der Brandstifterin von Thomas Ballhausen.
Häuser für Menschen
Humaner Wohnbau in Österreich
Regie: Reinhard Seiß
Wien 2013, 125 min
Kristina Leko / ‹rotor› Zentrum für zeitgenössische Kunst
Keine Denkmale zur Geschichte
von Arbeit und Einwanderung
Annenviertel Graz
Mai 2013–Mai 2015
Blank City
Regie: Céline Danhier
Köln: Rapid Eye Movies, 2013
DVD PAL, Farbe + s/w, Laufzeit 96 min.
Englisches Original mit dt. Untertiteln
Mit zahlreichen Extras und beigelegtem Info-Poster
Das CIT Collective ist eine 2011 gegründete Gruppe von Kulturschaffenden, die sich als Initiative für urban commons versteht und für eine Neuausrichtung der Stadtplanung eintritt. Im Zentrum der aktuellen Aktivitäten stehen Konzepte und Forderungen für die Nachnutzung des 2006 stillgelegten Gaswerks Leopoldau im Nordosten von Wien. Im von Christoph Laimer und Elke Rauth geführten Gespräch mit drei AktivistInnen des CIT Collective geht es um Ideen für und das Verständnis von urban commons, das Selbstverständnis, Strategien und Aktivitäten der Gruppe, Kreativstadtkonzepte, Kollektivismus und Individualismus und um Nachnutzungsideen für das Gaswerk Leopoldau.
Ausstellung
Wien um 1900
Wiener Kunstgewerbe 1890-1938
Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst (MAK), Wien
21.11.2012 – 23.06.2013
Die Denkerin Donna Haraway streicht in ihrem 1992 erschienenen Artikel »Otherworldly Conversations; Terran Topics; Local Terms« heraus, dass die Welt ein Ensemble darstellt: »... ein immer schon bewohntes Ergebnis heterogener sozialer Begegnungen, wobei nicht alle Akteure Menschen sind« (Haraway 1992, S. 67). Der Schwerpunkt dieser Ausgabe nimmt Haraways These der Implosion von Natur und Kultur, die sie naturecultures nennt, zum Anlass, Fragen nach Tieren und dem Lebendigen in urbanen Kontexten zu stellen:
Wer ist Teil der Stadt und wem gehört sie, wer macht sie, und wie passiert das?
Tlatelolco
Regie: Lotte Schreiber
Sixpackfilm, 2011
Österreich, Mexiko, 75 min
Ausstellung
Sowjetmoderne 1955–1991
Unbekannte Geschichten
Architekturzentrum Wien
8. November 2012–25. Februar 2013
Kuratorinnen: Katharina Ritter, Ekaterina Shapiro-Obermair und Alexandra Wachter
Ausstellung
Spiele der Stadt
Glück, Gewinn und Zeitvertreib
Wien Museum Karlsplatz
25. 10. 2012- 2. 4. 2013
Projekt Urban Games
Computerspiel und Stadt
6.-17. 3. 2013
project space / Kunsthalle Wien
Ausstellung
Werkbundsiedlung Wien 1932
Ein Manifest des Neuen Wohnens
Wien Museum
6. September 2012 bis 13. Januar 2013
Tykho Moon
Regie: Enki Bilal
Berlin: Filmgalerie 451, 2009
DVD PAL Farbe, Laufzeit 105 min.
ISBN 978-3-941540-01-9
Ausstellung
Eyes on the City
Urbane Räume in der Gegenwartsfotografie
GrazMuseum
14. Oktober 2012–31. März 2013
Beteiligte KünstlerInnen: Olivo Barbieri, Peter Bialobrzeski, Sabine Bitter/Helmut Weber, Hin Chua, Lee Friedlander, Aglaia Konrad, Anne Lass, Paul Albert Leitner, Simona Rota.
Es scheint, als ob nach Jahren der Absenz die Straße (vor allem als Raum und Ort, aber auch als Metapher) wieder Eingang in die öffentlichen Debatten gefunden hätte. Waren diese um die Jahrtausendwende, wenn es denn um Raum ging, fokussiert auf die diversen Aspekte von Virtualität, so stellt sich das Bild seit einiger Zeit durchaus anders dar. Reale Räume finden erneut Beachtung, sei es im Journalismus oder in den Sozial- und Kulturwissenschaften – und die Straße ist einer davon. Zwei Beispiele seien hier genannt.
Die Top-Down-Verwaltung und Planung der funktionalistischen, fordistischen Stadt in der Nachkriegszeit sah sich spätestens in den 1960er Jahren einer Kritik ausgesetzt, die als Beginn einer Bewegung bezeichnet werden kann. Als Meilenstein für den Beginn von Aufbegehren und Einmischung in städtische Planungsfragen gilt dabei Jane Jacobs einflussreiches Werk The Death and Life of Great American Cities, das sich zum Dauerbestseller entwickelt hat. Etwa zeitgleich wie Jane Jacobs’ Buch erschien auch jenes Werk (Le droit à la ville), in dem Henri Lefebvre erstmals von einem »Recht auf Stadt« schreibt. Lefebvre spricht sich darin für die kollektive (Wieder-)Aneignung des städtischen Raumes durch seine Bewohner und Bewohnerinnen ebenso wie die selbstbestimmte Gestaltung des Lebensumfeldes in einer Stadt für alle aus. »Recht auf Stadt« funktioniert aktuell als Inspiration und gemeinsames Dach für zahlreiche Initiativen, die sich nicht damit abfinden wollen, dass in ihren Städten die Aussicht auf bzw. die Realisierung von Profit maßgeblich bis ausschließlich die Stadtentwicklung bestimmt.
Im Jahr 2011 wurden die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung von der Stadt Wien neu ausgeschrieben und die einzelnen Gebietsbetreuungsaufträge ab 2012 für drei Jahre mit jeweils drei Jahren Verlängerungsoption neu vergeben. Diese neue Beauftragung hat einige Veränderungen mit sich gebracht, denen allerdings kaum ein öffentlicher Fachdiskurs vorangegangen ist. Die Stadterneuerungsgebiete wurden neu definiert und die Anzahl der AuftragnehmerInnen von zwölf auf neun reduziert. Die Stadterneuerungsgebiete innerhalb des Gürtels wurden verkleinert (u. a. erfolgte ein Rückzug aus bereits als aufgewertet angesehenen Gebieten des 4., 7. und 8. Bezirks). Einige bestehende Gebiete wurden zusammengelegt (z. B. in den Bezirken 2 und 20, 3 und 11 sowie 6, 14 und 15) und dabei gleichzeitig die Anzahl der dort tätigen Teams reduziert. Dafür wurde im 21. Bezirk ein neues Stadterneuerungsgebiet geschaffen. Die vorgenommenen Veränderungen lassen die Frage aufkommen, welche inhaltlichen Überlegungen hinter diesen standen bzw. weshalb zu diesen und zur zeitgemäßen Weiterentwicklung des traditionsreichen Instruments der sanften Stadterneuerung in Wien auf fachlicher Ebene kaum öffentlich diskutiert wurde. Die AutorInnen beschäftigen sich praktisch und wissenschaftlich seit einigen Jahren mit der so genannten sanften Stadterneuerung, waren an einer Auftragsbewerbung aktiv beteiligt und sind von den Konsequenzen dieser neuen Situation persönlich betroffen. Die persönlichen Auswirkungen auf betroffene langjährige GebietsbetreuerInnen, die aufgrund der aktuellen Entwicklungen ihre Arbeit verloren haben, werden an dieser Stelle allerdings nicht weiter beleuchtet. Der Beitrag soll vielmehr zu einer fachlichen Auseinandersetzung in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Gebietsbetreuungen im Rahmen der sanften Stadterneuerung anregen.
In den vergangenen Monaten fanden mehrfach Diskussionen rund um das Modell des Wiener Wohnbaus statt. Dabei kam ein Thema– teils zentral, teils peripherer – immer wieder zur Sprache: die Möglichkeiten und Aufgaben gemeinschaftlichen und partizipativen Wohnens und Wohnbaus in Wien. In der dérive Nr. 46 findet sich dazu eine »Kritik an Baugruppen« in Andreas Rumpfhubers Beitrag »Superblock turned Überstadt«. Zu dieser möchte ich auch als Vorstandsmitglied der darin mehrfach erwähnten Initiative für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen gerne einige Ergänzungen festhalten.
Das Leben in dispersen Strukturen peripherer Zwischenräume ist für viele Menschen Normalität und in sich ein vielschichtiges Phänomen. Im wissenschaftlichen Diskurs über die Stadt sind solche randständigen Gebiete und Lebenswelten gerade in baulich-räumlicher Hinsicht noch wenig erforscht. Als Architektinnen sehen wir Handlungsbedarf, diese realen, ideellen und individuell wie kollektiv gelebten Konstruktionen (nicht-)städtischer Lebenswelten differenziert zu analysieren.
Eine ganze Architektengeneration träumte vom factory-made house[1], vom Haus aus der Fabrik. Im Serienbau sollte sich schnelle und preisgünstige Fertigung mit hohen gestalterischen Standards verbinden, damit qualitätvoller Wohnraum im Eigentum jedermann zugänglich, also normal werde. Doch stattdessen wurde das Fertighaus[2] in mehrfacher Hinsicht ex-zentrisch. Zunächst steht es, in unmittelbar räumlichem Sinne, in der Regel außerhalb der Zentren unserer Städte und trägt – als Produkt und Motor der Suburbanisierung – dazu bei, dass Baugebiete in immer größerer Entfernung zu Stadt- oder Subzentren ausgewiesen werden. Zum anderen spiegelt sich im Begriffspaar der ex-zentrischen Normalität die Dialektik von Individualisierung und Standard, in der sich der kommerzielle Eigenheimbau in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat. Die Gestaltungsspielräume, die sich dem Kunden heute durch die Potenziale der Mass Customization eröffnen, ermöglichen und erfordern eine jeweils individuelle, jedoch meist auf repräsentative Standards bezogene (Fassaden-)Gestaltung der Gebäude. Auf diese Weise oft exzentrisch anmutend, hat das Fertighaus heute keinen Platz mehr im Zentrum des Architektur- und Kulturdiskurses, dafür in Publikumszeitschriften, Traumhauskatalogen und Einrichtungsmagazinen.
Vgl. Herbert 1984: The dream of the factory-made house. Walter Gropius and Konrad Wachsmann. ↩︎
Die Begriffe Fertighaus, industriell gefertigtes Haus, Markenhaus etc. werden unter diesem Begriff zusammengefasst und in der Folge unabhängig von Leicht- oder Massivbauweise synonym verwendet für Ein- und Zweifamilienhäuser, die über einen hohen Vorfertigungsgrad verfügen und über ein Hausbauunternehmen vertrieben werden. ↩ ↩︎
Entgegen dem Klischee der zeitgenössischen Metropole, keinen leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, ist Wien, seinem Motto gemäß, tatsächlich anders. In dem es in den 1990er Jahren den sozialen Wohnungsbau liberalisiert hat, ohne gleichzeitig die Kontrolle über die Qualität und die Art und Weise der Wohnungsproduktion aus der Hand zu geben, hat sich Wien zur Überstadt entwickelt, aber auch gleichzeitig eine eigenartig fragile Situation geschaffen, die für die AkteurInnen der Wohnbauproduktion in den kommenden Jahren zu Herausforderung werden wird. Einerseits inkludiert dies die blinden sozialen Flecken, die eine einkommensschwache Schicht der Bevölkerung ignoriert. Andererseits ist es die sozialdemokratische Politik selbst, die konstant bemüht ist, sich der liberalen Hypothese anzunähern, und dabei, wie ich meine, in eine Position gerät, in der sie nur mehr reagieren und aus der heraus sie nicht mehr autonom handeln kann.
Zur gleichen Zeit wird der öffentliche wie der soziale Wohnungsbau auch über den Imperativ des Schuldenabbaus und der Konsolidierung öffentlicher Haushalte in Verbindung mit der internationalen Finanzkrise in Frage gestellt. Privatisieren scheint hier das aus den 1980er Jahren Englands wohlbekannte Zauberwort zu sein. Immer öfter auch für WienerInnen. Dies, obwohl gerade in Wien die Auswirkungen der Krise teils auch durch die große träge Masse des öffentlichen wie des sozialen Wohnbaus abgefedert wurden und werden. Als Strategie gegen diese Krise wurde erst kürzlich die so genannte Wohnbauinitiative gestartet, die nur eine neue Form der Private-P ublic-P artnership außerhalb des existierenden Modells der Bauträgerwettbewerbe ist. Jedoch ohne ArchitektInnen und ohne Qualitätssicherung, dafür mit einer auf zehn Jahre limitierten Mietobergrenze. Zeitgleich machen sich Baugruppeninitiativen im Diskurs der Stadt bemerkbar und proklamieren eine Reform der Wohnbaupraxis von unten.
Der Text versucht, skizzenhaft eine Dynamik von Wunschproduktionen zum Thema Wohnen nachzuzeichnen und diese mit dem Wiener Wohnungsmarkt in Beziehung zu setzen. Im zweiten Abschnitt des Textes wird der derzeitige Wohnungsbauapparat als Überstadt vorgestellt. Im dritten Teil versuche ich, Baugruppen kritisch in Wien zu kontextualisieren, um anschließend ein Plädoyer für Wohngruppen zu halten, die sich von Baugruppen im Wesentlichen darin unterscheiden, 1. kein Klein-Eigentum zu bilden und 2. das Wohnen und nicht das Bauen als einen konstanten, konflikthaften, sich permanent verändernden Prozess zu verstehen.