Besprechung von:
Festival Ars Electronica
31. August bis 6. September in Linz
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Festival Ars Electronica
31. August bis 6. September in Linz
Coney Island – das berühmteste Vergnügungsareal der Welt scheint heute zwischen zunehmender Verwahrlosung und gleichzeitigen Restaurations- und Wiederbelebensversuchen gefangen. Die andauernde und wechselhafte Beziehung zu seiner großen Schwester Manhattan hat sich auch in seine Gegenwart eingeschrieben. Wieder einmal scheint die Halbinsel auf Grund konkurrierender Begehrlichkeiten diverser AkteurInnen in einen Zustand der Lähmung gefallen zu sein. Die Geschichte Coney Islands ist auch die emblematische Geschichte einer nicht immer friktionsfreien, aber immer aufgeladenen Beziehung zwischen Orten des Vergnügens und ihrem städtischen Umfeld. Rem Koolhaas hat 1978 in seinem Theorieklassiker Delirious New York das Beziehungsgeflecht zwischen Reservoir (Manhattan) und Resort (Coney Island) beschrieben. Die ersten Vergnügungsparks auf der Halbinsel, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden, werden von ihm in ihrer Funktion als Laboratorien beschrieben, in denen spielerisch getestet wurde, was später jenseits des Hudson zum Ernstfall wurde. Heute entstehen weltweit beinahe ununterbrochen neue Themenparks. Hedonistische Orte urbaner Wunschproduktion sind längst Bestandteil einer globalen Konsumkultur.
Allen entgegen dringt der Lärm des Wurstelpraters; und über dem Gewühl der Menge schlagen seine Wellen zusammen. Das Schreien der Ausrufer, gellendes Glockenklingeln, das Heulen der Werkel, schmetternde Fanfaren, dröhnende Paukenschläge. Und ein sonniger Himmel wölbt sich licht und klar über dem Brausen und Toben und senkt sich weit hinter den grünen Bäumen in verschwimmendem Blau hernieder, als sei hier das Land aller Freude und Seligkeit, und als sei jede Sorge und jedes Unglück zurückgeblieben dort, wo über dem grauen Häusermeer Dunst und Nebel in schweren Wolken lagert. (Mattl et.al., 2004)
Mit diesem Stimmungsbild beginnt Felix Salten in einer Ausgabe von 1911 eine Beschreibung der Attraktionen und Tätigkeiten im Wurstelprater Wien. Als Nachdruck ist dieser Text 2004 erschienen und im Vorwort wird er als »Knoten in einem kulturellen Bedeutungsgewebe« bezeichnet.
Nachtleben und Urbanisierung sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Das Entstehen der modernen Großstädte in der Mitte des 19. Jahrhunderts und die Ausweitung des Lebens immer breiterer Bevölkerungsschichten in die Nacht fielen nicht zufällig in denselben Zeitabschnitt, sondern waren aufs Engste miteinander verknüpft. Es scheint daher nur logisch, dass KritikerInnen des Nachtlebens meist auch KritikerInnen der (Groß-)Städte waren. Heute boomt das Leben in vielen Städten rund um die Uhr, die 24-Stunden-Stadt ist oftmals Realität, und wo sie es noch nicht ist, schreitet die Entwicklung eilig voran. Damit einher geht allerdings auch eine immer stärkere Kommerzialisierung und Regulierung. Wie ein fremdes Territorium wird die Nacht Stück für Stück erobert: Internationale Konzerne wollen am urban nightlife verdienen und überziehen die global cities mit uniformen Unterhaltungsangeboten. Nichtkommerzielle Veranstalter werden zusehends aus dem Markt gedrängt. Unerwünschte Personen werden ausgesperrt, zahlungskräftige TouristInnen umworben, die Überwachung der nächtlichen Stadt wird immer dichter. Konflikte zwischen um Nachtruhe kämpfenden AnrainerInnen und vergnügten NachtschwärmerInnen sind ebenso ein Aspekt wie Viertel und Quartiere, die neue Arbeitsplätze und Einnahmemöglichkeiten durch die Ausdehnung des Nachtlebens erhoffen.
Besprechung von:
Venedig-Biennale 2011
Besprechung von:
Belina, Bernd; Gestring, Norbert; Müller, Wolfgang; Sträter, Detlev (Hg.):
„Urbane Differenzen. Disparitäten innerhalb und zwischen Städten“
Die Krise des fordistischen Akkumulationsregimes in den 1970er Jahren, von der alle westlichen Industrienationen mehr oder minder stark erfasst wurden, traf die Wissenschaft und Öffentlichkeit weitgehend unvorbereitet. Dass die Geschichte des Kapitalismus auch eine der ökonomischen Depressionen und Katastrophen ist, war angesichts der lang anhaltenden Nachkriegs-Prosperität weitgehend in Vergessenheit geraten. Entsprechend herrschte in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften eine Modernisierungsideologie vor, der die Vorstellung einer kontinuierlichen und gleichförmigen Entwicklung zugrunde lag. Räume galten dabei als bloße »Behälter«, in denen sich der technisch-ökonomische Fortschritt synchron und bruchlos entfaltete.
Konfrontiert mit einer zunehmenden Polarität zwischen wachstumsstarken Regionen und erodierenden Industrierevieren, setzte in Wissenschaft und Politik eine Umorientierung ein. Das Kontinuitätsparadigma verschwand von der Agenda, die neue Formel lautete Revitalisierung der städtischen Ökonomie durch Förderung der High-Tech-Industrie. Nachdem sich viele Annahmen über das Zustandekommen von technologischen Innovationsprozessen als fragwürdig erwiesen haben, richten sich seit den 1990er Jahren die Projektionen der Standortstrategien auf eine wissensbasierte Ökonomie. In diesem neuen »master economic narrative« (Jessob 2004a, S. 154) spielt die Stadt eine wichtige Rolle: Von der Mobilisierung kultureller Ressourcen erhofft man sich nicht nur eine städtische Regeneration, die urbane Kultur wird vielmehr als dynamische Kraft eines neuen, kreativen Kapitalismus angesehen.
Über die Ausstellung: Fliegende Klassenzimmer. Wir machen Schule vom 3. 3.-30. 5. 2011, im Az W, Museumsquartier, Wien und das Buch: Antje Lehn, Renate Stuefer (Hgg.)(2011):räume bilden. Wie Schule und Architektur kommunizieren Wien: Löcker, Reihe Arts & Culture & Education.
Elke Krasny über die Ausstellungen Grenzpegel — Kreativität und Kontroverse: Migrantische Musikszenen und Living Across — Spaces of Migration sowie über das Buch Viel Glück! Migration Heute - Wien, Belgrad, Zagreb, Istanbul herausgegeben von der Initiative Minderheiten.